Kleine Lehm Enzyklopädie

Lehm ist neben Holz das älteste Baumaterial des Menschen. Seit mehr als 9000 Jahren sind Lehmbautechniken bekannt. Oft wird Lehm wird ungebrannt verwendet Aus Lehm und Lehmziegeln wurden große Gebäude errichtet, z.B. die Große Moschee von Djenné in Mali oder die Chinesische Mauer.

Definition

Lehm ist eine Mischung aus Sand (Korngröße > 63 µm), Schluff (Korngröße > 2 µm) und Ton (Korngröße < 2 µm). Die Mischungsverhältnisse von Sand, Schluff und Ton können schwanken, in kleinen Mengen kann noch gröberes Material (Kies und Steine) darin enthalten sein. Mergel bezeichnet Lehm mit Kalk-Gehalt. Er entsteht etwa in Folge wenig fortgeschrittener Verwitterung oder durch Ablagerung kalkigen Materials.

Lehmgrube
Typische Lehmgrube

Tonreiche Lehme werden als fett bezeichnet (nicht im Sinne von fetthaltig), tonarme als mager.

Lehm ist nicht so plastisch und wasserundurchlässig wie reiner Ton, da die Korngröße der Bestandteile Sand und Schluff größer ist. In feuchtem Zustand ist Lehm formbar, in trockenem Zustand fest. Lehm quellt bei der Zugabe von Wasser auf und beim Trocknen schwindet oder schrumpft er, was im Lehmbau besonders zu beachten ist. Lehm als Baustoff speichert Wärme und wirkt regulierend auf die Luftfeuchtigkeit.


Entstehung

Lehm entsteht entweder durch Verwitterung aus Fest- oder Lockergesteinen oder durch die unsortierte Ablagerung der genannten Bestandteile. Je nach Entstehung unterschiedet man Berglehm, Gehängelehm, Geschiebelehm (Gletscher), Lösslehm (Löss) und Auenlehm (aus Flussablagerungen). Lehm ist weit verbreitet und leicht verfügbar, er stellt einen der ältesten Baustoffe dar.

Natürliche Lehmansammlungen in Mitteleuropa sind meist eiszeitliche Ablagerungen von durch Wind angewehtem Feinmaterial aus der Steppentundra. Dieser Staub (Löss und Sand) resultierte aus Gletscher-Schleiftätigkeit, wurde von Flüssen verfrachtet und infolge saisonaler Austrocknung verweht.

Aufgrund des hohen Anteils verwitterbarer Minerale, die zudem von einer guten Speicherfähigkeit für Nährstoffe und Wasser begleitet wird, entstehen aus Lehm im Allgemeinen fruchtbare Böden.


Boden

Als Boden wird die oberste, belebte Schicht der Erdoberfläche bezeichnet, die durch Gesteinsverwitterung entsteht. Sie ist durchsetzt mit Wasser, Luft und Lebewesen sowie abgestorbener Biomasse und umgewandelten organischen Substanzen. Die mineralischen Bestandteile des Bodens sind vor allem Silicate. Aus ihnen entstehen durch Verwitterungsprozesse Tonminerale und verschiedene Oxide und Hydroxide. Für die landwirtschaftliche Nutzbarkeit am wertvollsten sind die leicht sauren, sandigen Lehmböden.

Grob eingeteilt gibt es 4 Bodentypen:

  • Sand, ist sehr durchlässig und trocknet daher im Sommer leicht aus. Durch seinen hohen Quarzanteil erwärmt er sich schnell.
  • Tonböden, haben meist reichlich Nährstoffe, sind aber wenig durchlässig, neigen zu Staunässe und erwärmen sich nur langsam. Bei Trockenheit werden sie sehr hart und reißen.
  • Lehmböden, sind fruchtbar, aber je nach Mischungsverhältnis von Sand und Ton mehr oder weniger schwer zu bearbeiten. Ihr Humusgehalt ist gut. Wasser, Luft und Wärme können sie gut speichern.
  • Moorböden, sind aus abgestorbenen Pflanzenresten entstanden. Hochmoorboden ist nährstoffarm und reagiert sauer. Niedermoorboden ist dagegen kalkhaltig und neutral bis schwach alkalisch.


Lehm als Biotop

Die lehmigen Ufer von Bächen oder Flüssen bevorzugen einige Vogelarten als Bauplatz für ihre Bruthöhlen, so etwa die Uferschwalbe. Zahlreiche Insekten, manche Spinnenarten und manche Schnecken bauen ihre Wohnhöhlen in Lehm. Die Lehmwespen bauen ihre Nester vorwiegend mit oder im Lehm.

Durch seine wasserstauenden Eigenschaften ist Lehm der Untergrund vieler Feuchtbiotope, wie sie etwa in zahlreichen Flussauen auftreten. Die Existenz etlicher Moore ist an das Vorkommen tonigen Lehms gebunden, so etwa im Hohen Venn.

Ein Sekundärbiotop (auch Sekundärhabitat oder Sekundärlebensraum) ist ein nicht natürlich entstandenes, sondern vom Menschen geschaffenes Biotop, das einen Lebensraum für ein oder mehrere Arten darstellt. Sekundärbiotope bieten häufig Ausweichmöglichkeiten für Tiere und Pflanzen, denen andernorts der natürliche Lebensraum – das Primärbiotop – entzogen wird. Meist werden Sekundärbiotope nicht aus Gründen des Natur- und Artenschutzes bewusst angelegt, sondern mit anderer oft wirtschaftlicher Zielsetzung. Typische Beispiele für Sekundärbiotope sind: Sandgruben, Bagger- und Stauseen, Steinbrüche, Halden, stillgelegte Bahnanlagen, Brachen, Rieselfelder, Müll-Deponien und Friedhöfe.


Lehmbaustoffe

Lehme, die sich zum Brennen eignen, sind im Allgemeinen sandige Tone, etwa Ziegellehm als Ausgangsmaterial für das Brennen von Ziegeln.

Lehmgrube
Lehmbaustoff - Strohlehm

Lehm kann für den Bau von Lehmöfen oder für das Verputzen von Wandheizungen verwendet werden, da Lehm wie die meisten schweren Baustoffe gute Wärmespeicher-Eigenschaften besitzt und an heißen Bauteilen eingesetzt werden kann. Dies ermöglicht - auf Grund seiner lediglich physikalischen Aushärtung - beispielsweise Boden- und Wandheizungen mit niedriger Vorlauftemperatur. In energetisch effizienten Gebäuden, die baubiologischen Ansprüchen genügen sollen, werden beispielsweise Wandheizungen unter Lehmputz in Kombination mit Solarenergie verwendet.

Dem modernen Lehmbau steht eine große Produktpalette verschiedener Baustoffe für die unterschiedlichsten Anwendungsgebiete zur Verfügung. Sie werden nach ihrem Verwendungszweck eingeteilt in die folgenden Kategorien:

  • Stampflehm
  • Stroh- und Wellerlehm
  • Leichtlehm
  • Lehmmörtel / Lehmputze
  • Lehmschüttungen
  • Lehmsteine und Grünlinge
  • Lehmplatten


Diese Lehmbauprodukte finden in den folgenden Bauteilen Verwendung.

Tragende Wände
Zur Erstellung von Tragenden Wänden können Lehmsteinwände, Stampflehmwände und Wellerwände sowie Gewölbe errichtet werden.


Nichttragende Wände
Der Einsatz von Lehmbauprodukten im Bereich Nichttragender Wände eignet sich hervorragend zur Ausfachung von Fachwerkwänden, zur Errichtung nichttragender Stampflehm- bzw. Mauerwerkwände, für Leichtlehmwände und Wände aus Lehmplatten sowie für gestapelte Lehmwände und gespritze Wände.


Balkendecken
Im Bereich der Balkendecken können Lehmbaustoffe als Staken Decke, als Einschub Decke, als Deckenauflage, als Decke aus Lehmplatten oder als Ausfachung von Dachschrägen verwendet werden.


Außenputz
Der gesamte Außenputz kann mit Lehm durchgeführt werden. Ein weiteres Einsatzgebiet ist das Sichtfachwerk.


Lehmputz
Lehminnenputz im Küchenbereich

Innenputz
Der Innenbereich kann bedenkenlos mit Lehmprodukten verputzt und verschönert werden.


Trockenbau
In vielen Bereichen des Trockenbaus können Lehmbauprodukte als Verkleidung und Dämmung eingesetzt werden.


Sonstige
Weitere Einsatzgebiete von Lehmbaustoffen sind Kellermauerwerk und Sockel sowie Brandwände.


Die Lehmprodukte sind ökologisch hochwertige Baustoffe. Bei der richtigen Verwendung gelten Lehmbaustoffe als für die menschliche Gesundheit gesichert undenklich und lange erprobt. Beliebt im Lehmbau ist auch ein hoher Anteil von Eigenleistungen. Die Wasserempfindlichkeit gehört aber auch zu den Eigenschaften von Lehm. Auch ist die Festigkeit meist geringer, als die vergleichbarer Baustoffe. Die meisten Anforderungen an einen modernen Baustoff erfüllen die positiven Eigenschaften der Lehmbaustoffe jedoch mit Bravour. Mit einfachen Konstruktionen lassen sich auch tragende Bauteile aus Lehmbaustoffen erstellen.



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